Das die Tagesschau über Software berichtet ist in einer Zeit, in der die IT die Gesellschaft allmählich völlig durchdrungen hat, nicht ungewöhnlich. Aber wenn es um eine so alte Software geht dann doch: Der Internet Explorer geht in Rente und das nach einer 25-jährigen Geschichte.
Ich kann mich nicht mehr erinnern jemals ein aktiver Nutzer des IEs gewesen zu sein und bilde mir heute ein nach ersten Schritten im WWW mit Mosaic im Studium relativ schnell auf den Netscape Navigator gewechselt zu haben, und dann ohne ‚Umweg‘ auf das freie Folgeprodukt Mozilla Firefox. Seit dem Erscheinen von Google Chrome ist dies bis heute mein Hauptwebbrowser.
Aber als Webentwickler kam man lange nicht am Internet Explorer vorbei, jedenfalls für die Zeit, in welcher der IE – insbesondere in der ‚ewigen‘ Version 6 – die absolute Dominanz im Web hatte:
Bis 2002 hatte Microsoft mit seinem Browserprodukt durch die später von Gerichten bestrafte Bündelung mit dem Windows Betriebssystem den zuvor dominierenden Netscape Browser vom Markt gedrängt, damit den ersten Browserkrieg gewonnen und danach die Weiterentwicklung faktisch eingestellt und so die Fortentwicklung des Webs quasi eingefroren. Für viele Webentwickler*innen war es daher die einfachste Lösung Webseiten zu entwickeln, die sich nur auf diese Webbrowser konzentrierten. Noch heute findet man Seiten mit diesem damals allgegenwärtigem Hinweis:
In Deutschland war die Dominanz nie ganz so stark, insbesondere nicht im Umfeld der Hochschulen, da sich hier viele Verfechter von Open Source Produkten fanden und finden, und daher Firefox teilweise bis heute der Standardwebbrowser ist. Trotzdem konnte es einem auch in den 2010er Jahren noch passieren einem Bankberater gegenüber zu sitzen, der den Kreditvertrag in seiner Bankingsoftware in einer alten Version des Internet Explorers bearbeitete, da gerade im Finanzbereich die proprietäre ActiveX Technologie, die sich nur im IE nutzen ließ, im Einsatz war.
Auch der 2. Browserkrieg ist vorbei
Mit dem Aufstieg von Chrome begann der 2. Browserkrieg, der ebenfalls schon lange beendet ist, wie ein Blick in die heutige Verteilung der Webbrowsernutzung zeigt:
Microsoft hat nach letzten, gescheiterten Versuchen mit einem eigenständigen Browserprodukt die alte Dominanz zu erhalten mit dem aktuellen Edge Browser ebenfalls auf die Chromium Basis aufgesetzt, wie es der Opera Browser bereits seit 2013 tut. Jenseits der Apple Welt sind damit die Chromium-Browser heute ähnlich dominant, wie es vor langer Zeit der IE war. Allerdings ohne den Versteinerungseffekt, nun wird das Web in 6-Wochen-Zyklen weiterentwickelt, bald sogar alle 4 Wochen.