“Cynics surely look at this [the web version of Inbox is Chrome-only] as the second coming of Microsoft’s IE-only web technologies from the late ’90s, but my guess is that support for additional browsers iscoming .. and they shipped Chrome-first only because it was the fastest way they could ship.” — John Gruber | Montag, 3. XI 2014
Ist das eine merkwürdige Frage? Dieser Vergleich von Googles bisher unendlichem Fortschrittsdrang bei der Weiterentwicklung der Webtechnologien in seinem Chrome Browser, und der bleischweren Zeit eines Internet Explorers 6, der Microsoft nach dem Sieg über Netscape und dem Erringen der uneingeschränkten Hegemonie über das Web dazu diente, dieses technologisch quasi einzufrieren? Ich glaube schon. Aber warum eigentlich?
John Gruber kommt auf dieses Thema am Rande einer interessanten Betrachtung zu Google’s neuem ‘Material Design’, der Gestaltungssprache, die sich gerade über alle Google Dienste, Betriebssysteme und Apps ausbreitet. Er kann dabei nicht umhin auf zwei Punkte hinzuweisen:
Google, das Unternehmen, welches am längsten für den Triumph des Websals übergreifender Entwicklungsplattform über die nativen Apps gekämpft hat, setzt zum einen inzwischen intensiver als je zuvor auf solche Apps, jedenfalls für Android und iOS. Zum anderen zeigt er am Beispiel der brandneuen INBOX auf, dass die hier verfügbare Webversion zur Zeit einzig und allein unter Chrome funktioniert.
Ist das nicht genauso schlimm wie die proprietären Funktionen, die Microsoft damals in seinen Internet Explorer einbaute, und die anderen Browserherstellern das Leben schwer machten?
Es gibt dabei einen entscheidenden Unterschied: Google unterstützt andere Browser (in einigen Fällen) nicht, weil diese noch nicht die Funktionen bieten, die Chrome bereits enthält. Mit Chrome hat sich Google ein Mittel geschaffen das Web insgesamt im 6-Wochen-Takt voran zu bringen und hat hier als einzigen ‘Konkurrenten’, der dieses hohe Tempo mitmacht, die Mozilla Foundation. Alle anderen relevanten Hersteller — also Apple und Microsoft — nehmen ggf. die von den beiden Vorreitern entwickelten, getesteten, und schon im Einsatz befindlichen Standards dann später auf, wenn sie in ihren viel langsameren Releasezyklen mal wieder eine neue Version von Safari oder dem Internet Explorer veröffentlichen.
Im Gegensatz zur Versteinerung des Zeitalters der Microsoft Hegemonie befinden wir uns nun also in einem rasanten Zeitalter der unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten, bei dem es immer Beispiele wie INBOX geben wird, die so nahe an der ‘bleeding edge’ der Webtechnologie sind, dass sie schon aus Prinzip nicht von allen Browsern unterstützt werden können.
Es gibt daher keinen Grund eine erneute Versteinerung des Webs zu befürchten, solange Google von Mozilla, Microsoft und Apple ein Mindestmaß an Konkurrenz erfährt.