Die Stagefright Bugs: Das Beste, was der Android Sicherheit passieren konnte

Vor wenigen Tagen wurde ‘Stagefright 2.0’ bekannt, also die nächste Iteration der gefährlichen Fehler in Stagefright, der zentralen Mediaplayer Komponente des Android Betriebssystems. Warum soll das gut sein für die Sicherheit des weltweit meistgenutzten Betriebssystems?

Eine kurze Geschichte der Stagefright Bugs

Wir erinnern uns kurz: In den Wochen vor der Blackhat Konferenz Ende Juli begannen Gerüchte über einen schweren Fehler in Android zu kursieren. Der besondere mediale Reiz dieses Bugs war die Möglichkeit ihn über eine zugeschickte MMS auslösen zu können. Kombiniert mit dem damaligen Verhalten der Standard MMS Apps solche Inhalte ohne Zutun des Benutzers auszuführen hatte man ein mögliches Horrorszenario und Schlagzeilen wie ‘Eine Milliarde Android Geräte per MMS hackbar!’ waren die unvermeidliche Folge. Und der Name ‘Stagefright’ der betroffene Komponente lieferte auch gleich einen eingängigen Namen für das Problem.

Android Security

Unter dem hohen öffentlichen Druck zeigte sich—wieder einmal—das größte Problem des gigantisch gewordenen Android Ökosystems: Nur ein Teil der mehr als eine Milliarde aktiver Android Geräte bekommt Updates. In diesem Fall standen selbst die Besitzer der direkt von Google mit Updates versorgten Nexus Geräte genauso dumm da, denn obwohl Google den Fehler seit Monaten kannte war noch kein Patch offiziell verfügbar.

Wie konnte es so weit kommen?

Wie konnte ausgerechnet Google in diese Misere geraten? Hat Google mit dem Chrome Browser die automatischen, ohne Benutzerintervention stattfindenden Updates doch erst zum heutigen Standard gemacht und auch in fast allen späteren Produkten durchgesetzt: ChromeBooks, Android Wear Uhren, Chromecasts, OnHub Router, Android TVs, sie alle bekommen ihre Updates unmodifiziert direkt von Google und sind trotz Nutzerzahlen, die ebenfalls im Millionenbereich liegen, immer auf dem aktuellsten Stand. Selbst auf Android Geräten hat Google mit den Play Services einen Systemteil, der regelmäßig Updates erhält, sich selbst ohne Benutzerinteraktion aktuell hält und heute ein wesentliches Element von Googles Android Sicherheitsmanagement ist.

Das Problem beim Android Betriebssystem ist durch das komplizierte Verhältnis zwischen Google, dem Herrscher über die Android Weiterentwicklung, seinen Partnern wie Samsung, die die eigentlichen Geräte bauen und Android dafür modifizieren, und den Telekomanbietern, die noch einmal eigene Anpassungen von den Geräteherstellern verlangen, entstanden. Vermutlich hatte Google bisher die — berechtigte — Sorge, dass Veröffentlichungen von Fehlerkorrekturen im Android Open Source Projekt (AOSP) schnell von Angreifern untersucht und zum Bau von Angriffscode genutzt werden. Schneller, als die Gerätehersteller in der Lage oder Willens sind ihren Kunden Updates zu liefern.

In der Konsequenz konnten nicht einmal die Nexus Geräte Updates erhalten, da auch hier ein Reverse Engineering möglich wäre. Und so ist die Situation entstanden, die am Ende die ganze Android Welt ohne ein einziges Gerät mit einer wirklich nach aktuellem Wissenstand fehlerfreien Version dastehen lies.

Der Befreiungsschlag

Der durch die ersten Stagefright Fehler aufgebaute Druck hat Google schließlich dazu gebracht seine Strategie komplett zu ändern: Der auf der Blackhat Konferenz vortragende Google Sicherheitsmann Adrian Ludwig kündigte in seinem lesenswerten Vortrag an, dass es ab sofort monatliche Sicherheitsupdates für die Nexus Geräte geben werde, gefolgt von einer raschen Veröffentlichung der Fehlerkorrekturen im AOSP.

Ob Google dabei nun vom Druck getrieben wurde, oder ob man den Druck nutzte um auch bei Android eine Entwicklungsgeschwindigkeit zu erreichen, wie man sie in allen anderen Google Produkten kennt, wird man von außen vermutlich nie abschließend beurteilen können. In jedem Fall gibt Google den Druck damit an seine Partner weiter: Der Angriffsdruck auf alle Android Geräte, die keine aktuellen Patches erhalten, wird durch diese neue Linie mit Sicherheit steigen.

Mindestes den großen Herstellern, die auf Markenbildung, nachhaltige Kundenbeziehungen und den Einsatz ihrer Produkte in Unternehmen und Behörden setzen, kann so ein permanenter Kritikpunkt nicht gefallen.

Den Druck noch weiter erhöhen

Interessanterweise hat Google den Druck in den letzten Wochen noch einmal erhöht. Google selbst hatte mit seinem Project Zero angefangen andere Softwarehersteller mit einer 90 Tage Frist bis zur Veröffentlichung von Fehlern unter Druck zu setzen. Und musste sich prompt in Bezug auf Stagefright den Vorwurf gefallen lassen, bei seinen eigenen Produkten offensichtlich mit zweierlei Maß zu messen.

Nach der Strategieänderung hat das Project Zero nun auch Android Lücken öffentlich aufs Korn genommen und in einem Blogpost demonstriert, wie die zunächst dank Schutzmechanismen wie ASLR eher theoretisch erscheinende Ausnutzbarkeit eines bestimmten Stagefright Fehlers in einer Weise aufgerüstet werden kann, die sie in unmittelbare Nähe eines verlässlichen Exploits bringt.

Die Updates von Google kommen

Inzwischen ist das dritte Sicherheitsupdate an die Nexus Geräte ausgerollt werden, kurz bevor Android 6.0 ausgeliefert wird. Google hat hier also sein Versprechen gehalten. Wenn man sich die Liste der behobenen Fehler samt ihrer Kritikalität ansieht und weis, dass sie bald allgemein bekannt sein werden, kann man sich schon die Frage stellen ob man — trotz der zusätzlichen Schutzmaßnahmen, die Google im Play Store und den Play Services implementiert — jemandem ernsthaft dazu raten kann sich ein Nicht-Nexus-Gerät zuzulegen.

Den ersten Gewinn für die Android Sicherheit aus dem Stagefright Desaster haben wir damit: Es gibt nun mit den Nexus Geräten — die bald zwei schöne Hardwareupdates erhalten — eine Android Linie, bei der man von Google garantiert häufige Updates für alle bekanntgewordenen Sicherheitsprobleme bekommt.

Aber auch Custom ROM Anbieter wie Cyanogen haben nun die Chance über die schnelle Integration der AOSP Korrekturen ihre eigenen Versionen von Android aktuell zu halten. Damit haben wir den zweiten Gewinn: Wer kein Nexus Gerät hat oder haben will, aber ein Gerät, für das ein Custom ROM verfügbar ist, kann nun ebenfalls auf ein schnelles Schließen von Sicherheitslücken hoffen.

Wann kommen die Updates von den Geräteherstellern?

Trotzdem hatte die Masse der Android Nutzer bisher noch keinen unmittelbaren Vorteil von diesen Entwicklungen, auch wenn einige Gerätehersteller nach den ersten Stagefright Lücken schon Updates ausgerollt hatten. Hier kann man aber hoffen, dass das nun durch die Nexus Updates monatlich aufflackernde Sicherheitsthema dafür sorgt, dass der Druck auf die Hersteller und Telekomunternehmen nicht nachlässt. Am Ende kann hier eigentlich nur die Einsicht stehen, dass die Möglichkeit schnell und häufig Updates an die Geräte der Kunden zu geben ein eigenes Qualitätsmerkmal ist, mit dem sich werben lässt.

Wenn dieser Status — wenigstens für die Flaggschiffgeräte der großen Hersteller — erreicht worden ist, dann haben wir den dritten und entscheidenden Gewinn aus den Stagefright Lücken gezogen. Ein Gewinn, der sich im verwickelten Android Ökosystem offenbar erst mit dem enormen Druck, den die Stagefright Probleme ausgelöst haben, realisieren liess.

Und falls dies auch dazu führt, dass die im Zeitalter des Material Design oft klobig und unelegant wirkenden ‘Verbesserungen’ der Gerätehersteller am Android System zurückgefahren werden, so kann man dies nur begrüßen.

Notizen zur Google I/O 2015

Gestern begann die Entwicklerkonferenz von Google und wie in jedem Jahr ist die Keynote der Auftakt und in gewisser Weise auch der Höhepunkt der Veranstaltung, jedenfalls von außen gesehen. Hier präsentiert eines der wichtigsten Technologieunternehmen der Welt seinen Stand, seine Produkte und seine Visionen für die nahe und ferne Zukunft. Das sind meine Notizen, ohne Anspruch jedes Detail abzudecken:

Google I/O 2015

Google als KI Unternehmen

Am Anfang der Keynote sprach Sundar Pichai eine kurze Zeit von den Fortschritten beim maschinellen Lernen, die Google im vergangenen Jahr gemacht hat. Ein Schlüsselkonzept sind dabei tiefgestaffelte, neuronale Netze, bei denen die verschiedenen Ebenen unterschiedliche Aspekte der gestellten Aufgabe lernen. Auch wenn das Thema nur vergleichsweise kurz und zeitlich deutlich getrennt von der heute am besten sichtbaren Anwendung (Google Photos) präsentiert wurde: Das ist das Thema, welches heute — oder immer schon — im Kern von Google steckt und mit dem offenbar schnelle und überraschende Fortschritte möglich sind. Beispiel die Spracheingabe bei der Google Suche, deren Fehlerrate innerhalb des letzten Jahres auf diese Weise deutlich verringert werden konnte.

Android M

Das Rechtemodell geht mehr in Richtung iOS: Rechte werden in größeren Gruppen gebündelt; Rechte werden (zumindest teilweise) erst bei der ersten Verwendung abgefragt; Können später wieder entzogen werden und lassen sich sowohl per App wie auch per Recht betrachten und bearbeiten. Sicher die größte Änderung am Rechtemodell, die es in Android jemals gab. Die Entwickler wurde damit geködert, dass Nutzer Apps dann schneller installieren (da keine vorherige Rechteabfrage mehr erfolgt) und auch bei Updates, in denen mehr Rechte verlangt werden, nicht mehr zögern.

Viel Herumreiten darauf, dass man sich in M auf Qualitätsverbesserung konzentriert habe. Vermutlich ein Eingeständnis, dass Lillipop ziemlicher Müll war, was die Softwarequalität angeht.

Google Now wird immer schlauer (und übergreifender)

Google baut seine bisher ziemlich einzigartige Now Funktion noch stärker aus und zwar nicht nur in der schon bekannten Weise, in der einem Informationen proaktiv angeboten werden. Mit Now on Tap kann man die Funktion in Android M dazu veranlassen, die von der gerade offenen App gezeigten Inhalte zu interpretieren und einem geeignete Funktionen und Informationen anzubieten. Hier legt Google also ein eigenes Layer über potentiell alle Apps. Ob die App Anbieter etwas dazu tun müssen ist nicht ganz klar geworden (vermutlich nicht), dagegen wehren können sich aber bestimmt nicht. Wenn das so funktioniert, wie sich Google das vorstellt, bekommt die Google Suche über Now wieder eine ganz neue Funktion und Wichtigkeit und kann das händische Hin- und Herspringen zwischen Apps weitgehend beenden.

Chrome custom tabs

Google arbeitet weiter an der möglichst nahtlosen Verschmelzung von Apps und Webinhalten. Ein neuer Weg sind die custom tabs, die Apps in Chrome öffnen können. Dabei wird ein Webinhalt zwar außerhalb der aufrufenden App in Chrome geöffnet, aber die App ist in der Lage einen Teil ihres Brandings und auch ihrer Funktionen an Chrome zu übermitteln. Damit entsteht für Entwickler ein dritter Weg neben der einfachen Verlinkung und dem Aufbau eines eigenen, internen Browsers über eine Webview. Frage ist für mich aber, in wie weit das andere Browser wie Firefox ausschließt?

Android Pay

Das Google Wallet wird zu Android Pay und wird sich dann auch in den eigenen Apps verwenden lassen. Zusammen mit der neuen Fingerabdrucksensor API, die Android M bringt, macht dies den Eindruck, dass Google hier stark Apple Pay nacheifert. Aber hier in Europa wird davon wohl auf absehbare Zeit nicht viel ankommen.

Brillo und Weave: Googles Lösung für das Internet der Dinge

IoT ist gerade wieder aktuell und tatsächlich kommen ja auch jede Menge Produkte auf den Markt, die irgendwie ‘intelligent’ sind, die sich aber in jedem Fall vernetzen wollen. Und deren komplexe Funktionen von außen gesteuert werden wollen.

Google bietet mit Brillo nun ein abgespecktes Betriebssystem, welches von Android abgeleitet ist und daher bestimmte Funktionen wie Netzwerkstacks erben kann. Interessanter ist aber vielleicht aus Nutzersicht Weave, welches ein Protokoll ist, über das sich IoT Devices und die sie steuernden Geräte wie Smartphones austauschen können. So soll man offenbar mit einer einzigen Weave App auf seinem Smartphone alle entsprechenden Geräte steuern können, die dort ihre Fähigkeiten darstellen.

Wird Google hier etwas schaffen, was quasi schon jeder große Softwarehersteller in den letzten Jahren irgendwie mal versucht hat, aber bisher noch nie so richtig geklappt hat?

Google Photos

Für mich der interessanteste Punkt dieser Keynote: Die Kernideen, die ich an einem Fotodienst in der Cloud am meisten benötige, werden umgesetzt. Google bietet sich als verlässlicher Speicherdienst für ‘lebenslange’ Fotoarchivierungen an. Nun weis niemand, ob es Google in 20 oder 30 Jahren noch gibt und wenn ja, welche Ziele das Unternehmen dann verfolgt. Trotzdem ist das die Zusage, die man von seinem Cloud Anbieter hören will und sie muss sich glaubwürdig anhören. Ich fand sie glaubwürdig, vor allem, da sie von einer weitgehenden Aufhebung der bisherigen Beschränkungen / Grenzen beim gratis zur Verfügung gestellten Speichervolumen begleitet wurde.

Natürlich will man die Bilder immer auf allen Geräten verfügbar haben. Hier gibt es sowohl in der neuen App wie auch in der Webdarstellung einige coole Interfaceideen und neue Gesten, die einem den Umgang mit seinen Bildmassen deutlich zu vereinfachen scheinen. Und schließlich die Suche und Gruppierung: Hier treten die Verbesserungen in der Bilderkennung durch das maschinelle Lernen klar zutage, Google kann inzwischen ein weites Feld von Begriffen / Dingen in Bildern erkennen und kategorisieren.

Das klappt nicht zu 100%, aber das ist auch nicht entscheidend: Zum einen wird sich dies weiter verbessern, zum anderen reicht es mir wenn die Suche nach ‘Pferd’ mir Bilder von Pferden zeigt, ein paar falsch klassifizierte Hundebilder sind da egal. Auf diese Weise kann man in den Datenhalden, die man in den vergangenen Jahren angehäuft hat, endlich wieder schnell die Bilder finden, die man gerade sucht, und das ohne aufwändige Verschlagwortung oder manuelle Einsortierung in irgendwelche Ordner.

Die neue App kam unmittelbar nach der Keynote an, so dass man gleich damit herumspielen konnte.

Cardboard und Jump

Die Papp-3D-Brille von der letzten Google I/O nahm einen überraschend großen Teil der I/O in Anspruch: Google nimmt die Sache, die zuerst wie ein Gimmick erschien, offenbar weiterhin sehr ernst. So gibt es nun eine Neuauflage, die auch große Smartphones aufnehmen kann und mit dem iPhone zusammenarbeitet, und ein merkwürdiges, ergänzendes Produkt: Jump.

Jump ist ein Weg um mit Hilfe von Google 360 Grad Videos erstellen, verarbeiten und veröffentlichen zu können und damit ein Lieferant für Inhalte, die Cardboard oder andere VR Lösungen erst interessant machen. Jump hat drei Bestandteile: Das erste ist im Grunde nur ein Bauplan, den Google zur Verfügung stellt, und der beschreibt wie man 16 Kameras anzuordnen hat, damit deren gleichzeitige Aufnahmen ein 360 Grad Bild ergeben und die spätere Verarbeitung möglich wird. GoPro wird schon ein fertiges Gerät anbieten, aber offenbar könnte sich im Prinzip jeder so etwas zusammenbauen. Google wird z. B. Steuerungsdateien für 3D Drucker veröffentlichen, die den Halter für die Kameras erzeugen.

Danach kommt die Verarbeitung: Aus den 16 Kamerafeeds muss eine 360 Grad Aufnahme samt Tiefeninformation und allen möglichen Blickpunkten synthetisiert werden. Hier bringt Google seine riesigen Rechenzentren ein, die diese Arbeit übernehmen sollen, und die Algorithmen, die all die komplizierten Transformationen durchführen. Schließlich muss das Endprodukt irgendwo abrufbar werden. Dazu dient natürlich YouTube und die entsprechenden Apps, die man dann in Cardboard nutzen kann.

In der Keynote wurde als denkbares Einsatzszenario der Schulbereich genannt, so könnte eine Klasse auf diese Weise tatsächlich zwischen den Gletschern in Grönland umherwandern, an statt sich nur eine flache Projektion anzusehen (aber wer bezahlt die teuren Smartphones?).

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Viele Produkte wurde nur gestreift, dafür dann aber mit Zahlen um sich geworfen: 17 Millionen Chromecasts verkauft, für die 1,5 Milliarden Mal der Cast Button angeworfen wurde; eine Milliarde täglicher Android Nutzer; 1 Million Cardboards; so und so viele Android Wear Watches und Watchfaces; so und so viele Autohersteller, die bei Android Auto mitmachen; 50 Milliarden App Downloads im vergangenen Jahr (aber keine Zahl zu den generierten Umsätzen im Play Store).

Die nächste Milliarde Internetbenutzer

Ein wiederkehrendes Thema war die Frage, wie die Reichweite des Internets erhöht wird. Sei es durch Loom, die Ballone, die nicht verkabelten Regionen ein Funknetz bringen sollen; seien es günstige Android Smartphones, die für viele Menschen der erste (und vielleicht einzige) Computer sein werden, mit dem sie ins Netz gehen.

Hardware

Abgesehen von der neuen Cardboard Version und dem skurilen Kameraarray gab es da nichts. Weder ein Chromecast II noch neue Chromebooks und erst recht keine Nexus Geräte.

Programmierung

Konkrete Themen für die anwesenden EntwicklerInnen wurden hier nur gestreift, die Vertiefung kommt dann später in den Sessions. Da gab es Dinge wie die nächste Version von Android Studio, die nun auch sehr umfangreiche Unterstützung für C/C++ Entwicklung mitbringt; Polymer 1.0 ist da; Android M natürlich.

Fazit

Keine ganz so atemlose, überladene Veranstaltungen wie in früheren Jahren, aber trotzdem schön und anregend.

Wiederholt Google mit Chrome die Geschichte von Microsoft und dem Internet Explorer?

“Cynics surely look at this [the web version of Inbox is Chrome-only] as the second coming of Microsoft’s IE-only web technologies from the late ’90s, but my guess is that support for additional browsers iscoming .. and they shipped Chrome-first only because it was the fastest way they could ship.” — John Gruber | Montag, 3. XI 2014

Eine alte Darstellung des Pflügens (Quelle: Internet Archive): So wie der Bauer das Land bestellt, bereitet Google mit Chrome den Acker für zukünftige Webtechnologien.
Eine alte Darstellung des Pflügens (Quelle: Internet Archive): So wie der Bauer das Land bestellt, bereitet Google mit Chrome den Acker für zukünftige Webtechnologien.

Ist das eine merkwürdige Frage? Dieser Vergleich von Googles bisher unendlichem Fortschrittsdrang bei der Weiterentwicklung der Webtechnologien in seinem Chrome Browser, und der bleischweren Zeit eines Internet Explorers 6, der Microsoft nach dem Sieg über Netscape und dem Erringen der uneingeschränkten Hegemonie über das Web dazu diente, dieses technologisch quasi einzufrieren? Ich glaube schon. Aber warum eigentlich?

John Gruber kommt auf dieses Thema am Rande einer interessanten Betrachtung zu Google’s neuem ‘Material Design’, der Gestaltungssprache, die sich gerade über alle Google Dienste, Betriebssysteme und Apps ausbreitet. Er kann dabei nicht umhin auf zwei Punkte hinzuweisen:

Google, das Unternehmen, welches am längsten für den Triumph des Websals übergreifender Entwicklungsplattform über die nativen Apps gekämpft hat, setzt zum einen inzwischen intensiver als je zuvor auf solche Apps, jedenfalls für Android und iOS. Zum anderen zeigt er am Beispiel der brandneuen INBOX auf, dass die hier verfügbare Webversion zur Zeit einzig und allein unter Chrome funktioniert.

Ist das nicht genauso schlimm wie die proprietären Funktionen, die Microsoft damals in seinen Internet Explorer einbaute, und die anderen Browserherstellern das Leben schwer machten?

Es gibt dabei einen entscheidenden Unterschied: Google unterstützt andere Browser (in einigen Fällen) nicht, weil diese noch nicht die Funktionen bieten, die Chrome bereits enthält. Mit Chrome hat sich Google ein Mittel geschaffen das Web insgesamt im 6-Wochen-Takt voran zu bringen und hat hier als einzigen ‘Konkurrenten’, der dieses hohe Tempo mitmacht, die Mozilla Foundation. Alle anderen relevanten Hersteller — also Apple und Microsoft — nehmen ggf. die von den beiden Vorreitern entwickelten, getesteten, und schon im Einsatz befindlichen Standards dann später auf, wenn sie in ihren viel langsameren Releasezyklen mal wieder eine neue Version von Safari oder dem Internet Explorer veröffentlichen.

Im Gegensatz zur Versteinerung des Zeitalters der Microsoft Hegemonie befinden wir uns nun also in einem rasanten Zeitalter der unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten, bei dem es immer Beispiele wie INBOX geben wird, die so nahe an der ‘bleeding edge’ der Webtechnologie sind, dass sie schon aus Prinzip nicht von allen Browsern unterstützt werden können.

Es gibt daher keinen Grund eine erneute Versteinerung des Webs zu befürchten, solange Google von Mozilla, Microsoft und Apple ein Mindestmaß an Konkurrenz erfährt.

Heiligenhafen nach ‘Daisy’

In unserem diesjährigen Winterurlaub in Heiligenhafen erreichen uns viel mehr Anrufe von Freunden und Verwandten als in früheren Jahren. Alle sind in Sorge. Anlass sind offenbar die recht drastischen Schilderungen der Lage nach dem Durchzug von Sturmtief ‘Daisy’ in Fehmarn und nahen Städten, die unter Stromausfällen und starken Schneeverwehungen leiden oder litten. In Heiligenhafen war es aber nach unserem Eindruck nicht wirklich dramatisch, und damit man uns glaubt hier eine kleine Bilderstrecke von gestern und heute.

Schnee, aber nicht in Massen

Am Samstag, dem 09.01.2010, ist in Heiligenhafen fast kein Schnee gefallen, am Sonntag überhaupt keiner. Erst am heutigen Montag fällt eine nennenswerte Menge (insbesondere jetzt, während dieser Text geschrieben wird).

Das trotzdem an einigen Stellen durchaus gewaltige Schneewehen oder geräumte –haufen entstanden sind, liegt aber daran, dass der scharfe Wind allen in den Vortagen gefallenen Schnee wieder aufgenommen, weiter transportiert und an einigen wenigen Stellen konzentriert hat. So sieht man in der Landschaft hohe Schneewehen (man beachte im folgenden Bild den Kopf des Hundes) neben komplett blanken Äckern:

Die flachen Äcker sahen daher bei richtig gewähltem Blickwinkel heute Nachmittag so aus, als ob in den letzten Tagen und Wochen fast kein Schnee gefallen sei:

Wenn man hingegen an andere Stellen geht, so finden sich richtige Schneewehen:

Für dieses Bild stand der Fotograph aufrecht und war nicht etwa auf Knien, Zorro ist also ungefähr auf Kopfhöhe, während er den Gipfel dieser massiven Schneewehe schon überwunden hat.

Starker Wind und Hochwasser

Wirklich extrem waren für uns Binnenländer hingegen die Windverhältnisse am Samstag und Sonntag. Für die Küstenbewohner ist so ein brausender Sturm vermutlich gewohnt, für uns war er das wesentliche Erlebnis am Wochenende. Wann haben wir bei uns schon mal einen Wind, der einen vor sich herschiebt bzw. das Vorwärtskommen auf gerade Strecke ähnlich anstrengend werden lässt wie einen Aufstieg auf unseren heimischen Teutoburger Wald?

Ein Wind der so hart ist, dass er schon seit Tagen liegenden Schnee wieder aufnehmen und viele Kilometer mit sich führen kann und dann auch noch zwei volle Tage lang anhält? Vermutlich nur einmal in 10 Jahren.

Eine Folge dieses Windes war denn auch ein hoher Wasserstand, der im Yachthafen die Stege zum größten Teil im Wasser versinken lies:

Sonst sind diese Stege wenigstens einen halben Meter über dem Meeresspiegel. Am Strand spuckte die aufgewühlte Ostsee jede Menge Treibgut aus:

Im Hintergrund kann man die Windräder auf Fehmarn sehen. Ob diese im Sturm wegen zu viel Wind oder weil die Stromleitungen unterbrochen waren abgeschaltet werden mussten haben wir leider nicht beobachtet.

Für die Tierwelt ist das Wetter kein Problem

Die Wetterunbilden scheinen aber eher uns Menschen zu berühren, die Natur in Form ihrer Tiere und Pflanzen ist offenbar nicht weiter beeindruckt. So sind die Enten, Möwen, Gänse, Kormorane, Wasserhühner, Saatkrähen und so weiter wie immer am Hafen, am Gras- und am Steinwarder zu beobachten:

An den von Eisschollen durchsetzen Meeresrändern gründeln die Stockenten und die Möwen scheinen mit dem Wind, und sei er noch so stark, geradezu zu spielen.

Auf den kahlen, dem Wind schutzlos ausgesetzen Äckern am Steilufer sind überall Hasen zu sehen, die in kleinen Gruppen ohne Deckung zu suchen dem Sturm und dem Schnee trotzen:

Offensichtlich macht den ‘Seehasen’ dieses Wetter nicht das Geringste aus. Auch die Gürtelgalloways hinter dem Ferienzentrum stehen zwar dicht zusammengedrängt um die Futterstellen, wirken aber unter ihren unglaublich dicken Pelz völlig ungerührt und beschäftigen sich wie immer im wesentlichen mit Wiederkäuen:

So lange es friert und damit ‘trocken’ bleibt, haben sie keine Probleme. Nur das Hochwasser macht ihnen vielleicht ‘Sorgen’: Es hat noch heute große Teile ihrer Salzwiesen überschwemmt, so dass die Rinder auf ihrem Futterhügel bleiben.

Für uns Urlauber ein Erlebnis

Für uns Urlauber ist dieses aufregende Wetter schön, auch wenn es den Einheimischen wohl eher lästig fällt. Auch beim Fotografieren bietet es Motivmöglichkeiten, die von der See ganz ungewohnt und neu sind. Mit einem solchen, eher abstrakten und leicht verfremdeten Motiv endet der kurze Wetterbericht aus Heiligenhafen nach ‘Daisy’: