Kleines Pwn2Own Fazit – Lehren für Sicherheit im Webbrowser

In dieser Woche hat sich der jährliche Pwn2Own Wettbewerb ereignet, bei dem es schon seit einigen Jahren darum geht aktuelle Browser und Betriebssysteme (und dieses Jahr erstmalig auch VMs) zu hacken.

Einige Änderungen hat es in den letzten Jahren gegeben: Bekam der erfolgreiche Hacker zunächst nur das gehackte (‚pwn‘) Gerät geschenkt (‚own‘), so sind die insgesamt ausgeschütteten Preisgelder inzwischen in den 6-stelligen Bereich gegangen.

Sie vollziehen damit den Trend nach, den man allgemein beobachten kann: Sicherheitslücken sind ein wertvolles Gut geworden, welches sich bei staatlichen Abnehmern bzw. den sie versorgenden Spezialisten wie VUPEN oder HackingTeam für gutes Geld verkaufen lässt. Google, Mircosoft etc. haben daher auch die Prämien ihrer Bug Bounty Programme immer weiter angezogen.

Eine andere Änderung betrifft den Ausrichter, der nun zu Trend Micro gehört. Da die angetretenen Hacker ebenfalls zu großen Teilen zu auf IT Sicherheit spezialisierten Unternehmen gehören ist der Wettbewerb wohl noch stärker zu so etwas wie einem kleinen Familientreffen der Sicherheitsindustrie geworden.

Aber nun zu den Ergebnissen:

Chrome zeigt sich als ’sicherster‘ Browser

Von den Browsern, die die Ausrichter als Ziele genannt haben, sind alle gefallen, auch Chrome. Warum kann man Chrome trotzdem als den sichersten Browser bezeichnen? Weil eine Kombination von 4 Fehlern notwendig war, um ihn zu Fall zu bringen, davon 2 in Flash und einer im Windows Kernel. Der verbleibende Chrome Fehler war Google schon zuvor von anderer Stelle gemeldet worden, daher bekamen die Hacker nur einen Teil der Punkte für diesen Erfolg. Insgesamt zeigt dies wohl die große Robustheit, die Chromes Sandbox erreicht hat.

bugs
Ein Bug bleibt selten allein

Warum setze ist das ’sicherster‘ oben dann trotzdem in Anführungszeichen? Weil Sicherheit kein Zustand ist, sondern ein Prozess, der sich immer weiterentwickelt und morgen schon wieder anders aussehen kann. Da allerdings Google das Thema Sicherheit in Chrome in den letzten Jahren immer aggressiv verfolgt hat, kann man erst einmal davon ausgehen, dass man mit Chrome auf der sicheren Seite ist und bleibt.

Auch Microsofts Edge Browser schlägt sich offenbar viel, viel besser, als es früher dem IE gelang. Anscheinend bringt der Abschied von der alten Codebasis in dieser Hinsicht einiges.

‚Mozilla’s Firefox browser was intentionally dropped from the competition due to its complete lack of a sandbox, a critical security feature which raises the bar for exploitation.‘

Traurig ist hingegen der Stand von Firefox: Zwar ist der freie Webbrowser nach StatCounter immer noch knapp der weltweit zweithäufigst verwendete Browser, aber in Kreisen ernstzunehmender Hacker wird seine Überwindung anscheinend als so lächerlich einfach angesehen, dass man damit keine Anerkennung ernten kann. Man kann wohl eigentlich niemandem mehr raten Firefox zu nutzen, jedenfalls nicht, wenn man auf Sicherheit achtet.

Flash: Gefährlich und zunehmend unnötig

Ein alter Bekannter in Bezug auf Sicherheitsprobleme im Webbrowser ist natürlich das Flash Plugin, welches ja schon beim Chrome Hack eine Rolle spielte und in dem noch weiteren Lücken demonstriert wurden.

Ich habe meinen Chrome Browser schon vor einiger Zeit bei der Pluginausführung auf ‚Click to play‚ umgestellt, so dass Plugins erst gestartet werden, wenn ich es explizit will. Damit ist man auf diesem Wege deutlich weniger verwundbar.

Nach meiner Erfahrung nimmt die Zahl der Flash Einbindungen im Web – zumindest in dem Teil, in dem ich mich bewege – rasch ab. Es ist glaube ich schon Wochen her, dass ich einmal einen Inhalt unbedingt sehen wollte, der nur über Flash erhaltbar war.

Neues Angriffsziel: Die Betriebssystemkerne

Ein interessanter – und besorgniserregender – Trend bei diesem Pwn2Own Wettbewerb war die Konzentration der Hacker auf Fehler in den Betriebssystemen, an Stelle von Fehlern in den Browsern. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass die Browser in Sicherheitshinsicht stark aufgerüstet haben und die Hacker nun zuerst an anderen Stellen suchen, wo sie einfacher Erfolg haben. Eine Folge davon war dann, dass die erfolgreichen Exploits gleich Systemrechte erlangen konnten, also quasi allmächtig sind im kompromittierten System.

Das kann man als Argument nehmen, dass der grundlegende Ansatz von Googles ChromeOS zumindest nicht falsch ist, nämlich das ein Betriebssystem eher weniger können sollte und dafür besser gehärtet werden kann.

Wer sich die beiden Tage des Wettbewerbs in Filmform ansehen möchte, der findet das hier:

http://ingoogle.com/pwn2own-2016-windows-os-x-chrome-edge-safari-all-hacked/